(2000-11-05) Kathmandu
Kumari Bahal am Durban Square, das Haus der Kumari, einer Mädchengöttin, die als Wiedergeburt der Schutzgöttin Taleju seit dem 13. Jahrhundert von den Nepalesen verehrt wird. Eigentlich darf man das Mädchen nicht fotografieren, aber Postkarten von der Kumari gibt es ohne Ende. Wo die Fotos wohl her kommen …
Die Kumari in Kathmandu ist die wichtigste in Nepal. Im Säuglingsalter werden Kumaris anhand von 32 Schönheitsmerkmalen und ihres Horoskops von einem Komitee der buddhistischen Sakya-Kaste ausgewählt. Um ihre göttliche Bestimmung zu beweisen, müssen sie zahlreiche religiöse Prüfungen bestehen. Nur wenn sie dabei ruhig bleiben, dürfen sie, nach Zustimmung der Eltern, in den Tempel einziehen, wo sie bei einem religiösen Ritual zur Kumari geweiht werden. Isoliert von der Außenwelt, ohne Schulbildung und ohne soziale Ansprache verbringen die Kumaris ihre gesamte Kindheit im Tempel. Mittlerweile erhalten die amtierenden Kumaris bereits während ihrer Verehrung als Göttin eine Form von Schulbildung, die sich allerdings schwierig gestaltet, da der Kumari nicht widersprochen werden darf. Sobald sie Blut verlieren – also spätestens bei der ersten Menstruation – gelten sie als “unrein”, ihr Göttinnendasein hat ein Ende, und ein neues Mädchen besteigt den Thron. Die ehemaligen Kumaris erhalten eine kleine Pension vom Staat. Für sie beginnt dann der Alltag. (Merian – Lust auf Reisen)