(2010-05-04) Transatlantic – Frankfurt, Batschkapp, Whirld Tour

Es war schon big … Das Batschkapp war zum bersten gefüllt und die Bühne voll vom Equipment. Zu meinem Leidwesen hat mich die Show und die Musik nicht zu 100% gepackt, was aber wohl eher an mir gelegen hat als an der Band. Dem Rest im Saal hat es jedenfalls großartig gefallen. Mich erreichen die Melodien und die Songs einfach nicht zu 100%, wobei ich gehofft hatte das es Live dann doch klappen könnte. Die Stimmung und das Konzert waren jedenfalls großartig … und die Jungs haben einen Mega Set hingelegt …

Konzertbericht von Marc Langels, www.hooked-on-music.de

“Aber so einen Andrang wie an diesem Abend hat wohl selbst das „Batschkapp“ eher selten erlebt, denn schon knapp eine Stunde vor Einlass bildete sich eine extrem lange Schlange vor der Tür. Dabei fällt vor allem auf, dass das Publikum extrem bunt gemischt ist. Hier stehen grau-melierte Hemd- und Sakko-Träger neben langhaarigen Jugendlichen mit Camouflage-Hosen und Band-Shirts. Das Altersspektrum reicht von geschätzten 14 bis 70 Jahre. Anlass für das Massen-Interesse ist der Auftritt von vier Herren ebenfalls bereits gesetzten Alters, die aber in Musik-Kreisen extrem hohes Ansehen genießen: Neal Morse (Ex-SPOCK’S BEARD), Roine Stolt (THE FLOWER KINGS), Pete Trewavas (MARILLION) und Mike Portnoy (DREAM THEATER) – zusammen besser bekannt als TRANSATLANTIC.

Schon vor dem Beginn des Konzerts ist die Stimmung unter den anwesenden Zuschauern gespannt, eine Mischung aus Vorfreude und nervöser Erwartung auf das, was da kommen mag. Mit etwas Verspätung betreten die Protagonisten um Viertel nach Neun die Bühne und alleine das reicht schon, um die Massen zu begeistern. Die Band steigt denn auch gleich mit Overture/Whirlwind vom aktuellen “Whirlwind“-Album ein und zieht das aktuelle Meisterwerk denn auch die nächsten 80 Minuten komplett durch. Eine konsequente und logische Entscheidung, denn “Whirlwind“ funktioniert eigentlich auch nur in seiner Gesamtheit.

Man merkt der Band sofort an, dass alle fünf Musiker – die Band hat noch Daniel Gildenlöw von PAIN OF SALVATION als Gast dabei – eine Riesen-Freude daran haben, zusammen auf der Bühne zu stehen. Es wird viel gelacht an diesem Abend und die einzelnen Musiker suchen immer wieder den Blickkontakt untereinander und verstehen sich dabei auch ohne große Worte. Ihre Musik präsentieren sie mit großer Hingabe und Perfektion.

Dabei reagiert das Publikum zumindest während des ersten Sets noch weitgehend verhalten. Sicher, die Begeisterung ist da, aber Szenen-Applaus gibt es eigentlich nur für das wiederkehrende Hauptmotiv des “Whirlwind“-Albums, ansonsten bleibt es überraschend ruhig, vielleicht auch weil jeder genau hinsehen will, die die Band das Werk live umsetzt. Das Ganze könnte aber auch den manchmal etwas ausufernden Instrumental-Passagen geschuldet sein, die live weniger zwingend und packend wirken, als noch auf der CD. Zudem ist der Sound während des ersten Teils der Show auch etwas basslastig, so dass Pete Trewavas’ Tieftöner und das extrem harte Drumming von Mike Portnoy das Gesamtbild etwas zu deutlich dominieren.

Aber das sind die einzigen Einwände, die man gegen eine ansonsten absolute Spitzenleistung finden kann, denn die Band bringt das Material wunderbar druckvoll und auf den Punkt exakt gespielt vor und kann bei den Satz-Gesängen sogar deutlich mehr Akzente setzen als noch auf der CD. Und mit der Zeit erwacht das Publikum auch immer mehr aus seiner ehrfurchtsvollen Starre. Dazu trägt natürlich die Performance und sympathische Art der Band bei.

Neal Morse gibt den hemdsärmeligen Prediger des Prog-Rock, der mit dem ihm eigenen großen Pathos und Gestus mitreißt. Roine Stolt ist der schöngeistige Professor, der hier seine Lesung hält und sich darüber freut, dass der Hörsaal so voll ist. Pete Trewavas gibt den Richy Müller-Verschnitt, der lässig seinen Job macht und sich von einem österreichischen Getränkehersteller „beflügeln“ lässt (Anmerkung: der Rest der Band begnügt sich mit Wasser). Mike Portnoy gibt den über und über tätowierten Prog-Arbeiter, der aber immer für Späße und Grimassen zu haben ist und somit zum Liebling der Massen wird. Und Daniel Gildenlöw ist der Student der Musikwissenschaft im Hintergrund, der aber schon durchaus seinen eigenen Beitrag zum Gelingen zu leisten weiß.

Nach den durchaus gelungenen ersten 80 Minuten gibt es dann eine knapp 20-minütige Pause, um das bereits Gesehene zu verarbeiten, ehe die Band für einen zweiten Set auf die Bühne zurückkehrt. In der Zwischenzeit ist das Publikum denn auch nun vollends bereit sich mitreißen zu lassen. Der zweite Teil des Konzerts besteht zwar nur aus fünf Stücken, aber die haben es in sich.

Denn TRANSATLANTIC bieten nun einen Best-Of-Set, der bei anderen Bands ein komplettes Konzert darstellen würde. Die Longtracks All Of The Above, Duel With The Devil und Stranger In Your Soul werden jeweils in ihrer Gesamtheit präsentiert, was alleine schon anderthalb Stunden Musik bedeutet – bei nur drei Songs. Dazu noch die beiden kurzen Bridge Across Forever und We All Need Some Light und ein fantastisches Konzert ist nach mehr als dreieinhalb Stunden beendet. Dabei wurde der „Zugabenteil“ frenetisch gefeiert und enthusiastisch mitgesungen. Auch der Sound war dann deutlich ausgewogener. Insgesamt haben TRANSATLANTIC abgesehen von kleinen Schönheitsfehlern ein Konzert geboten, das keine Wünsche offen lässt und den Andrang mehr als rechtfertigt.

Einige der Fans haben das „Batschkapp“ allerdings bereits vorzeitig verlassen, was bei einer Spielzeit, die weit nach Mitternacht endet kaum verwundern kann, schließlich ist der nächste Tag ein Werktag und viele Zuschauer werden zur Arbeit müssen. Daher sollten sich die Veranstalter schon fragen, ob die Anfangszeit mit 21 Uhr nicht ein wenig spät gewählt war. Hinzu kommen noch der Umstand von mehr als vier Stunden (inklusive der Wartezeit vor dem Konzert) stehen müssen und die schlechten klimatischen Verhältnisse im Saal, die den Zuschauern kaum das Durchatmen erlaubt. Da ist es umso verständlicher, wenn einige Fans bereits vor dem Ende des Konzerts die Frischluft suchen und das Konzert am Merchandising-Stand vor der Halle ausklingen lassen.

Konzertbericht von Alexander Meyer, www.myrevelations.de

“Eigentlich ist die kleine Batschkapp-Bühne gar nicht mehr groß genug für eine Band wie Transatlantic. Vor dem riesigen “The Whirlwind”-Backdrop müssen sich die Musiker ziemlich dünn machen. Links und rechts sind Neal Morse und Mike Portnoy positioniert. Mikes Schlagzeug wirkt fast winzig. Unglaublich, was der Mann trotzdem alles aus seinem kleinen Kit herausholt. So nah kommt man diesem Schlagzeugvirtuosen normalerweise nie, da er bei Dream Theater-Gigs immer ganz hinten, hinter seinem riesigen Drumkit verschwindet. In der Mitte agieren Roine Stolt und Pete Trewavas quasi Schulter an Schulter. Unterschiedlicher können zwei Typen kaum sein: Der adrett gekleidete Skandinavier mit Fönfrisur auf der einen und der unrasierte Brite im Pennerlook auf der anderen Seite. Am meisten muss Gastmusiker Daniel Gildenlöw (normalerweise Bandleader von Pain Of Salvation) unter der Enge leiden, da er hinter diversen Monitorboxen und Ventilatoren quasi vom Rest der Band separiert ist. Dies scheint ihn jedoch gar nicht zu stören, da er während des gesamten Sets einen Riesenspaß entwickelt und mit Keyboard, Gitarre und diversen Percussioninstrumenten bewaffnet, jede auch noch so kleine Soundlücke unermüdlich füllt. Dazu trägt er mit seinen Backing Vocals immer wieder zum Transatlantic-typischen mehrstimmigen Choralgesang bei.

Den ersten Teil des Sets stellt das in Gänze dargebotene “The Whirlwind”-Meisterwerk dar. Es ist mir eine Ehre bei der Europapremiere dieser einmaligen Performance dabei sein zu dürfen. Dass ich dieses Konzeptalbum für einen Meilenstein der Musikgeschichte halte, habe ich ja bereits in meiner CD-Besprechung zum Ausdruck gebracht. Doch diesen fantastischen Musikern zuzuschauen und zuzusehen, wie sie dieses Monster livehaftig zum Leben erwecken, hat noch mal eine andere Qualität. Erst jetzt wird mir so richtig bewusst, dass alle vier Musiker quasi gleichberechtigte Shareholder in diesem Konglomerat sind. Dies zeigt sich auch daran, dass ausnahmslos alle Solo-Gesangspassagen übernehmen. Obwohl Neal Morse sicherlich der musikalische Kopf des Ganzen ist und nichts von seinem Charisma aus vergangenen Spock’s Beard-Tagen eingebüßt hat, ist am heutigen Abend Mike Portnoy der absolute Blickfang. Er beweist eindrucksvoll, dass er nicht nur technisch perfekt, sondern auch mit unheimlich viel Feeling Schlagzeug spielen kann. Dabei sucht er immer wieder den Blickkontakt zu Neal und Pete. Man merkt den vier alten Herren sichtlich an, wie viel Spaß ihnen das Zusammenspiel macht. Selbst der stets etwas unterkühlt wirkende Mister Stolt lässt sich zu ein paar Faxen hinreißen.

Es gibt wohl kaum eine andere Band, die schon nach dem ersten Stück eine Pause einlegt. Dies ist jedoch weniger auf die saunaartigen Temperaturen in der Batsche oder das hohe Lebensalter der Musiker, denn auf die Tatsache, dass “The Whirlwind” nun mal knapp 80 Minuten lang ist, zurückzuführen. Back on Stage beginnt ein munteres Best-of-Programm, dessen Höhepunkt für mich eine höchst ergreifende Version von “We All Need Some Light” darstellt, bei der selbst Neal Tränen die Wangen herunterlaufen, oder ist es doch Schweiß? Tränen der Wut sind es trotz diverser technischer Probleme sicher nicht. Diese treiben Neal im späteren Verlauf des Sets zum anderen Bühnenende, wo er kurz Mikes Drums übernimmt und eindrucksvoll unter Beweis stellt, was für ein brillanter Multiinstrumentalist er ist. Mr. Portnoy, der zur Zugabe in einem original Overall der Dharma-Initiative (“LOST”-Fans wissen wovon ich spreche!) auf der Bühne erscheint, nimmt das Schlagzeugzepter nach Neals kurzer Einlage übergangslos zurück – Das nenne ich Spielfreude pur!

Am Ende lässt die Band sich verdientermaßen so richtig abfeiern und irgendwie hat man das Gefühl bei etwas ganz Besonderem dabei gewesen zu sein. An einem Abend wie diesem wird einem mal wieder bewusst, warum “unsere” Musik, unabhängig von allen Trends, einfach zeitlos und unsterblich ist. Danke dafür.”

The Whirlwind:
Overture
The Wind Blew Them All Away
On the Prowl
A Man Can Feel
Out of the Night
Rose Colored Glasses
Evermore
Set Us Free
Lay Down Your Life
Pieces of Heaven
Is It Really Happening?
Dancing With Eternal Glory

Set 2:
All of the Above
We All Need Some Light
Duel With the Devil

Encore:
Bridge Across Forever
Stranger in Your Soul

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