(2011-11-21) Steve Hackett Electric Band – Köln, Live Music Hall

Ein Konzert für alte Männer von einem Großmeister, ich bin dabei und dann auch noch in der “Live Music Hall”, für mich geht es kaum besser 😉

Bis jetzt hatte ich leider immer versäumt Steve Hackett live sehen zu können. Warum ist mir ein Rätsel. Eigentlich bring Steve Hackett alles mit was ich an Live Konzerten mag; Klasse, Spielfreude, Improvisierungen, Vipes …

Ich bin nicht enttäuscht worden. Das Konzert war klasse und Steve Hackett in Spiellaune. Bei den langen Stücken riss manchmal der Spannungsbogen ab, aber der folgende Song hat einen dann meistens wieder gepusht.

“Klaus Reckert, http://www.popfrontal.de

Steve Hacketts 23 Solo-Studioalben und sage und schreibe 12 Live-Alben belegen zweierlei: A) Man kann diesen Künstler nicht auf die 14 Releases mit Genesis reduzieren, woher die meisten ihn jedoch kennen. B) Der heute 61-jährige hat immer auf die Bühne gehört. Auch 2011 erfüllt sich seine spezielle Rezeptur noch am besten vor Publikum. Und das waren die/wir üblichen Ü40-Zausel, die zu mehreren Hundert auch eine abgehängte Kölner Live Music Hall nicht ganz zu füllen vermochten. Dies wurde aber durch Begeisterungsfähigkeit und Kennertum wettgemacht, bei dem die älteren Stücke oft schon kurz nach dem Anzählen erkannt und mit lautem Beifall begrüßt wurden.

Eröffnet wurde allerdings mit einem Viererblock vom aktuellen Album “Beyond The Shrouded Horizon”, von “Loch Lomond” bis zum etwas süßlichen “A Place Called Freedom”. Hierbei führte sich Hacketts aktuelle “Electric Band” bereits bestens ein, sie besteht aus Roger King (key), Gary O‘ Toole (drm, voc), Phil Mulford (bss), Amanda Lehmann (guit, voc) sowie Rob Townsend (Querflöte, Tin Whistle, Saxophon, Maultrommel, Percussion, Faxen und Grimassen). Unglaublich, was gerade Letztgenannter einerseits für den Ensembleklang leistet. Und andererseits dafür, dass der Humor beim Prog nicht zu kurz kommt. Durch “The Golden Age Of Steam” musste man sich noch ein wenig durchbeißen, bis bei “Fire On The Moon” eine der für Hacketts Soloschaffen so typischen “Spieluhr”-artigen Weisen einsetzte.

Doch erst beim Intro von “Every Day” und speziell seinem legendären Solo schien sich alles zu sträuben, was dem Zuhörer an Haaren geblieben ist. Prompt jedoch wurde das jetzt frenetisch klatschende Publikum mit “Waking To Life”, einem der ganz neuen Stücke, wieder auf Betriebstemperatur heruntergekühlt – eine Dramaturgie, die sich noch einige Male fortsetzen sollte. Zunächst aber zeigte das ja schon im Original etwas müde “Carpet Crawlers”, dass Drummer O’ Toole einen veritablen Phil Collins am Mikro abgibt. “Firth Of Fifth” bewährte sich abermals mit einem der schönsten Soli der E-Gitarrenliteratur – gar nicht einmal so sehr wegen der Technik, sondern wegen Melodie und Ausdruck des ungemein vital wirkenden Les Paul-Spielers.

Für “Shadow of the Hierophant” übernimmt Hacketts sympathische Rhythmus-Gitarristin Amanda Sally Oldfields Gesangspart. Und selbst nach dem immer noch irrwitzigen, auch live perfekt reproduzierten Tapping-Part linst Hackett nur bescheiden über den Gitarrenhals hinweg, etwa so, als sei ihm beim Scrabble ein besonders nettes Wort gelungen. Auf Mr. Hackett To Bits passt ohnehin das Wort vom Gentleman-Progger mal wirklich: Der Mann bedankt sich ja sogar bei seinem Roadie, wenn der ihm eine neue Gitarre bringt, bei all seinen Mitmusikern und ein ums andere Mal auch beim Kölner Publikum – das ihn jetzt allerdings auch tosend feiert.

Höchste Zeit also für einen Tempowechsel – und das Akustik-Set, natürlich ebenfalls mit (u.a.) Material von “Voyage Of The Acolyte”. Der unverstärkte Block leitet über in “Blood On The Roof Tops”, getoppt von “Fly On A Windshield” (bei dem O’ Tooles Stimme bei den höchsten Tönen nicht mehr ganz sicher ist). Das mit den Genesis-Stücken erläutert der Meister lächelnd wie folgt: “We play the ones I had to do most with – strangely enough…” Inzwischen tobt das Publikum so sehr, dass auch “Los Endos” natürlich noch nicht das Ende sein darf: “Watcher Of The Skies” und schließlich, nach weit über zwei Stunden, das wunderbare “Spectral Mornings” folgen noch. To sum up: a spectacular, a spectral evening indeed!”

 

 

Setlist:

Loch Lomond
The Phoenix Flown
Prairie Angel
A Place Called Freedom
The Golden Age of Steam
Fire on the Moon
Every Day
Waking to Life
The Carpet Crawlers (Genesis song)
Firth of Fifth (Genesis song)
Serpentine Song
Shadow of the Hierophant
Enter the Night
Walking Away From Rainbows
Horizons (Genesis song)
Blood on the Rooftops (Genesis song)
Fly on a Windshield (Genesis song)
Sleepers
Los Endos (Genesis song)

Encore:
Watcher of the Skies (Genesis song)
Spectral Mornings

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